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Themenbericht: Fazit der systemischen Evaluation des Bildungswesens in Luxemburg

Nachfolgend finden Sie die digitale Zusammenfassung des Berichts “Fazit der systemischen Evaluation des Bildungswesens in Luxemburg”. Laden Sie den vollständigen Bericht hier herunter. (Auf Französisch)

Im Bildungsbereich nimmt Luxemburg seit 20 Jahren regelmäßig an systemischen Evaluationsstudien teil, die auf nationaler und internationaler Ebene durchgeführt werden, um seine politischen Entscheidungen auf solide empirische Daten zu stützen. Dieser Rückblick umfasst eine Übersicht über die Datenlage, die verfügbaren Berichte über Luxemburg und die wichtigsten übergreifenden Erkenntnisse transversaux (Kapitel 2).

Die Veröffentlichung der Ergebnisse der ersten PISA-Studien, welche Anfang der 2000er Jahre durchgeführt wurden, hatte einen Zäsurcharakter:  Luxemburg und alle betroffenen Akteure sahen sich mit einer unzufriedenstellenden Wertung konfrontiert, was die Leistung des luxemburgischen Schulsystems im Vergleich zu anderen teilnehmenden Ländern angeht. Die Hauptergebnisse wurden auch in anderen Studien durchgehend bestätigt (z.B. ICCS 2009, ICILS 2018).

In allen evaluierten Kompetenzbereichen wurde allgemein geringe Leistungen festgestellt. Merkmale der Schüler (sozioökonomischer Hintergrund, Migrations- und Sprachhintergrund) haben im luxemburgischen Schulsystem einen großen Einfluss auf ihre Leistungen. Die Chancengleichheit im Bildungsbereich wird als gering angesehen und stellt eine echte Herausforderung dar.

Diese Erkenntnisse über den Einfluss der  Hintergrundmerkmale der Schüler auf ihren  schulischen Erfolg sind nicht neu, da bereits die Magrip-Studie von 1968 diese in den großen Linien aufzeigte. Erstaunlich ist jedoch, dass sich einerseits die Ergebnisse über die verschiedenen Bewertungszyklen kaum verändert haben und andererseits die bestimmenden Faktoren, die zu diesen Ergebnissen führen, im Laufe der Zeit sogar noch stärker geworden sind. So haben die standardisierten Tests (“ÉpStan – Épreuves standardisées”), ein an das luxemburgische Schulsystem angepasstes Programm zur kontinuierlichen Bewertung des Schulsystems, seit ihrer Einführung im Jahr 2009 die systemeigenen Herausforderungen bestätigt. Die wichtigsten Ergebnisse der in den letzten 20 Jahren durchgeführten systemischen Evaluierungen haben es ermöglicht, acht vorrangige Themenbereiche zu identifizieren, auf die das ONQS sein Handeln in den kommenden Jahren konzentrieren möchte (Kapitel 3).

Die Ergebnisse der “ÉpStan” sind für alle Interessierten auf der Website dashboard.epstan.lu verfügbar.
Die Ergebnisse der standardisierten Tests zeigen beispielsweise, dass 2019 39% der Schüler in Grad 9 im Leseverständnis Deutsch nicht die Stufe 2 erreichten und 74% im Leseverständnis Französisch diese Stufe nicht erreichten. In Mathematik erreichten 56 % der Schüler in Grad 9 nicht die Stufe 2 (siehe Abbildung 3). Diese Überrepräsentation von Schülern in den unteren Leistungsstufen ist bereits in der Grundschule sichtbar. Wiederum als Beispiel: Zwischen 42 % und 44 % der Schülerinnen und Schüler des Zyklus 4.1 erreichten in  den standardisierten Tests 2019 in den drei gemessenen Kompetenzbereichen (Leseverständnis in Französisch, Leseverständnis in Deutsch und Mathematik) nicht das angestrebte Basisniveau, wie in Abbildung 2 dargestellt.

Um die Situation in einen internationalen Kontext zu setzen, werden die Ansätze mehrerer Länder vorgestellt, um gemeinsame Erkenntnisse und daraus zu ziehende Lehren festzustellen. Es werden aber auch die Grenzen eines solchen Vergleichs diskutiert, da der länderspezifische soziokulturelle und gesellschaftspolitische Kontext die Wahl und Entwicklung des nationalen Bildungsmodells maßgeblich (Kapitel 4).

Der Einsatz von systemischen Evaluationen und ihre Auswirkungen auf die Formulierung der Bildungspolitik werden über die letzten 20 Jahre analysiert. Die Rolle des Schulmonitorings weist über den untersuchten Zeitraum zwei wichtige Unterschiede auf. So dienten im ersten untersuchten Jahrzehnt systemische Evaluationen als Auslöser, um eine aktive  Reformpolitik zu motivieren. Im zweiten untersuchten Jahrzehnt verlagerte sich die Strategie dann aus verschiedenen Gründen hin zu Entwicklungslinien, die gezieltere, aber kleiner angelegte Reformmaßnahmen anleiteten und strukturierten (Kapitel 5).

Das ONQS schließt diesen Bericht mit drei Empfehlungen ab, die auf den Ergebnissen der systemischen Evaluationen gründen, an denen Luxemburg teilgenommen hat und die sich auf der Grundlage von Artikel 4 des Gesetzes vom 13. März 2018 an die politischen Akteure richten (Kapitel 6).

Empfehlung 1:

Das ONQS fördert eine größere Kohärenz der Steuerung auf zwei Ebenen. Zum einen die Formulierung von verständlichen und messbaren Zielen für das Bildungssystem (Bildungsziele) und zum anderen das Einführen eines transparenten Entscheidungsverfahrens im Bildungswesen.

Empfehlung 2:

Das ONQS empfiehlt die Ausarbeitung einer langfristigen Strategie zur systemischen Evaluation, um die Auswirkungen von Interventionen oder Reformen, die auf nationaler oder lokaler Ebene umgesetzt wurden, messen zu können.

Empfehlung 3:

Das ONQS empfiehlt, prinzipielle Fragen zur Datenverwaltung und -nutzung zu klären, seien dies verfügbare Daten aus nationalen und internationalen systemischen Evaluationen oder  Verwaltungs- oder Organisationsdaten, und dies sowohl für die formale als auch für die non-formale Bildung. Dies mit der Absicht, die Nutzung der Daten zu optimieren, die Qualität der Analysen zu verbessern und den Umfang der Studien zu erweitern im Hinblick auf eine Verbesserung der Schulqualität.

 

Abschließend betont dieser Bericht die sich wiederholende Feststellung der Unbeweglichkeit des luxemburgischen Bildungssystems sowie dessen begrenzte Fähigkeit, angemessene und nachhaltige Antworten auf grundlegende Probleme zu finden. Bei diesen Problemen handelt sich vor allem um die Auswirkungen des sozioökonomischen familiären Hintergrundes auf die Erfolgschancen der Schüler. Diese Auswirkungen werden zusätzlich durch ein Modell mit sehr ausgeprägter horizontaler und vertikaler Segregation, sowie durch ein Modell des Sprachenlernens und -gebrauchs – ungegeignet für Schüler, die die landesüblichen Sprachen nicht von klein auf beherrschen – verschärft.

Das ONQS schlägt vor, eine abgestimmte Strategie bei der Entwicklung eines nationalen Curriculums zu verfolgen, das die nachfolgenden Aspekte besser berücksichtigt:

  • Einschränkungen auf verschiedenen Ebenen des Bildungssystems durch die Mehrsprachigkeit,
  • eine bessere Koordinierung zwischen formaler und non-formaler Bildung, um die Chancengleichheit zu Beginn der Schulzeit zu verbessern,
  • eine Evaluierung des Ressourcenkontingents, das der Begleitung und Förderung von Schülern dient, die nicht die gleichen günstigen Voraussetzungen beim Schulstart haben.

Laden Sie den vollständigen Bericht hier herunter. (Auf Französisch)

 

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