Themenbericht: Die Rolle der Bildung bei der Vorbereitung junger Menschen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
Nachfolgend finden Sie die digitale Zusammenfassung des Berichts “Die Rolle der Bildung bei der Vorbereitung junger Menschen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts”. Laden Sie den vollständigen Bericht hier herunter. (Auf Französisch).
Seit der Veröffentlichung des “Rapport Delors” im Jahr 1995 prägt dieser den politischen und wissenschaftlichen Diskurs in dem Sinne, dass es als wichtig erachtet wird, die Entwicklung der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts in die schulischen Lehrpläne einzufügen und deren Umsetzung auf der Ebene der Bildungssysteme voranzutreiben. Der „Rapport Delors“ verfolgt dabei einen humanistischen und ganzheitlichen Ansatz zur Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Welt von morgen.
Dabei muss man darauf hinweisen, dass eine strukturierte, ausführliche und nachhaltige öffentliche Debatte zu dieser doch vorrangigen Thematik noch nicht in Luxemburg stattgefunden hat. Dabei sind die im „Rapport Delors“ aufgeworfenen Fragen nach wie vor aktuell. Die Entscheidung, einen Bericht der Aufarbeitung der wissenschaftlichen Literatur zu den Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu widmen, entspringt einem doppelten Bestreben: durch seinen vorausschauenden Charakter, zur Entwicklung einer gemeinsamen Vision für unser Schulsystem beizutragen, und die politischen Entscheidungsträger im Prozess zur Bestimmung vorrangiger Handlungsmöglichkeiten zu unterstützen.
Diese gemeinsame Vision sollte auf dem Anliegen beruhen, junge Menschen so gut wie möglich darauf vorzubereiten, engagierte, autonome und selbstbewusste Bürger zu werden, die in der Lage sind, sich den komplexen, vielfältigen und unvorhersehbaren Herausforderungen der Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts zu stellen.
Die Wissensgesellschaft wird aufgrund des exponentiellen Wachstums von Informationen und Daten auch noch als Informationsgesellschaft bezeichnet.
Die Herausforderungen der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sind komplex und vielfältig: Globalisierung, Klimawandel, Ressourcenknappheit, zunehmende Armut, Umweltverschmutzung, ethische Aspekte der künstlichen Intelligenz, Verlust der Artenvielfalt sowie der demografische und digitale Wandel haben erhebliche Auswirkungen auf Arbeitswelt, Sozialisation und Wohlbefinden.
Darüber hinaus haben sich die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes verändert: wir sind vom überwiegend manuellen Arbeiter, der oftmals repetitive Aufgaben ausführen musste, zu einem Arbeitertypus übergegangen, der innovativ und kreativ arbeiten kann.
Abbildung 1 : Für Luxemburg liegt die Prognose für das Jahr 2030 für den Bedarf an Profilen mit hoher Qualifikation bei 53 %. Im Vergleich zum Jahr 2016 können wir einen Anstieg von 11 % feststellen. Wir können auch einen Rückgang von 3 % für Profile mit mittlerer Qualifikation und einen Rückgang von 9 % für Profile mit niedriger Qualifikation feststellen. Die Prognose für den EU-28-Durchschnitt liegt bei 40 %, wobei der Bedarf an Profilen mit hoher Qualifikation um 9 % steigt und bei Profilen mit mittlerer Qualifikation um 3 % und bei Profilen mit niedriger Qualifikation um 6 % sinkt.
Komplexe Herausforderungen und die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien haben erhebliche Auswirkungen auf Sozialisation, Wohlbefinden und Arbeitswelt und erfordern übergreifende Kompetenzen, die unter dem Begriff “Kompetenzen des 21. Jahrhunderts” zusammengefasst sind.
Diese tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen veranlassen die Bildungssysteme weltweit zu weitreichenden Veränderungen ihrer Lernziele und Lehrpläne. Tatsächlich haben sich in den allermeisten Bildungssystemen der Welt die Unterrichtsfächer und die zu erwerbenden Kompetenzen seit Jahrzehnten nicht grundlegend verändert.
Abbildung 2: Angesichts der rasanten Veränderungen, mit denen die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts sich konfrontiert sieht, ist es nicht verwunderlich, dass die Bildung vom technologischen Fortschritt überholt wurde, ähnlich wie es bereits im Zeitalter der industriellen Revolution der Fall war.
Zahlreiche Studien haben festgestellt, dass die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts für den schulischen und beruflichen Erfolg sowie das persönliche Wohlbefinden wichtig sind.
Vor diesem Hintergrund empfiehlt das ONQS die Orientierung am Referenzrahmen für die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts, den das ONQS auf der Grundlage einer Reihe von Metaanalysen zusammengestellt hat. Dieses Rahmenwerk, das sich an einer humanistischen und ganzheitlichen Auffassung von Bildung orientiert, weist eine gewisse Konkretheit und Ausgeglichenheit auf, ist an den luxemburgischen Kontext angepasst und entspricht den Erwartungen unserer Gesellschaft. Es umfasst drei Arten von Kompetenzen, die miteinander verknüpft sind und derart zusammenwirken, dass ein tiefgreifendes Lernen möglich ist:
• Kognitive Kompetenzen
Denken lernen: Kreativität oder kreatives Denken, Problemlösung,
Digitale Lesekompetenz
• Zwischenmenschliche Kompetenzen
Zusammenleben lernen: Kommunikation, Kooperation, gesellschaftliche Teilhabe
• Innerpersönliche Fähigkeiten
Lernen, sich weiterzuentwickeln: MetakognitionAbbildung 3: Das in Abbildung 3 dargestellte zusammenfassende ONQS-Rahmenwerk besteht aus drei Arten von Kompetenzen – kognitiven, zwischenmenschlichen und innerpersönlichen – die miteinander verknüpft sind und derart zusammenwirken, dass ein tiefgreifendes Lernen möglich ist:
Die Bedeutung der systematischen Entwicklung der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts wurde auch durch die Studien von Hattie (2015, 2017) hervorgehoben, der in seiner Synthese von Metaanalysen aufzeigte, dass die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts einen moderaten bis starken Effekt auf den Bildungserfolg haben. In der Tat fand er die in Abbildung 4 dargestellten Effekte:
Andererseits zeigen mehrere internationale Studien (PISA, ICCS, ICILS), dass luxemburgischen Schüler bei Tests, welche die Leistungen der Schüler in den Bereichen kollektives Problemlösen, digitale Kompetenz, computergestütztes Denken und gesellschaftliche Teilhabe bewerten, unterdurchschnittlich abschneiden. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer stufenweisen, strukturierten und systematischen Entwicklung der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts in der pädagogischen Praxis.
Bezüglich der oben genannten Erkenntnisse befürwortet das ONQS die Entwicklung eines nationalen Curriculums von der frühen Kindheit bis zu den oberen Klassen der Sekundarstufe und der Berufsausbildung, das die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts als Eckpfeiler umfasst.
Dieses nationale Curriculum würde neben traditionellen Fächern auch spezifische Fächer des 21. Jahrhunderts wie Programmieren, Ingenieurwesen, Robotik und künstliche Intelligenz umfassen. Schließlich würde er auch interdisziplinäre Themen beinhalten, die für die Gesellschaft des 21. Jahrhunderts von großer Bedeutung sind, wie etwa Fragen zur Umwelt und Nachhaltigkeit; das Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft; Medien; Gesundheit und finanzielle Bildung.
Abbildung 5: stellt den Lehrplan dar, mit den Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts als Eckpfeiler. Diese werden mit den verschiedenen fachspezifischen Kompetenzen kombiniert. Mit anderen Worten: Die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts bilden die gemeinsame Grundlage für die traditionellen Fächer, die Fächer des 21. Jahrhunderts und die interdisziplinären Themen:
Die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts bilden die gemeinsame Grundlage für die traditionellen Fächer, die Fächer des 21. Jahrhunderts und die interdisziplinären Themen und werden mit den verschiedenen fachspezifischen Kompetenzen kombiniert. Darüber hinaus würde ein Kontinuum mit den zu erreichenden Kompetenzniveaus in den verschiedenen Schulstufen – von der frühen Kindheit bis zur oberen Sekundarstufe – die erwarteten Leistungen veranschaulichen und den Lehrkräften eine Orientierungshilfe bei der Planung des Unterrichts und der Beurteilung bieten.
In den letzten zehn Jahren hat die Bildungspolitik mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung spezifischer Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu fördern, insbesondere in den Bereichen der digitalen Fähigkeiten, der gesellschaftlichen Teilhabe und der Kreativität (siehe Kapitel 6.1). Zweifelsohne sind diese bildungspolitischen Initiativen ein wichtiger Schritt, jedoch wurden die für die heutige Schülerschaft adressierten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts bisher nicht ganzheitlich zum Gegenstand in der Bildungsdebatte gemacht.
Zu diesem Zweck und unter Bezugnahme auf die Bestimmungen von Artikel 4 des Gesetzes vom 13. März 2018 zur Schaffung des „Observatoire national de la qualité scolaire“ gibt das ONQS die folgenden Empfehlungen ab:
Empfehlungen & Perspektiven
(Klicken Sie auf den Titel der Empfehlung, um direkt zur betreffenden Stelle im Bericht zu gelangen)
Empfehlung 1:
Das ONQS befürwortet eine ganzheitliche Vision des Jugendlichen und empfiehlt, das vorliegende Rahmenwerk zu den Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts als nationale Referenz zu übernehmen.
Empfehlung 2:
Das ONQS empfiehlt die Erstellung eines nationalen Curriculums, der alle Schulstufen abdeckt und in dem die Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts den Grundstein bilden.
Mit dem Bericht, der die wissenschaftliche Literatur aufarbeitet, versteht sich das ONQS als Katalysator für einen Prozess der Beratung und Diskussion. Basierend auf dem partizipativen Evaluationsprozess des ONQS, wird der Veröffentlichung des Berichtes eine Phase der Datenanreicherung folgen. In dieser Phase dient der Bericht als Grundlage für Diskussionen mit den Akteuren aller Schultypen, mit Vertretern der Dienststellen des Bildungsministeriums sowie mit den Vertretern der Zivilgesellschaft.
Im Anschluss an diese Beratungen findet eine Austauschphase statt, in der sich die Schul- und die Forschungsgemeinschaft näherkommen. Schließlich wird das ONQS eine Reihe von Empfehlungen entwickeln, was die Einführung der Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts in die Unterrichtspraxis betrifft. Diese werden an den Minister für Nationale Bildung, Kinder und Jugend sowie an die Abgeordnetenkammer weitergeleitet werden (Entwicklungsphase).
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